Die Okulation ist die am häufigsten bei Rosen angewendete Vermehrungsart. Okulation meint das Einsetzen eines Auges, sprich: einer Triebknospe, einer edlen Rosensorte auf eine Unterlage (Wildrose) und geht auf das lateinische Wort für Auge, oculus, zurück. Mittels Okulation wird so aus einer Wildrose eine Beetrose, eine Kletterrose, eine Strauchrose … 

Die Okulation findet an heißen Sommertagen im Juli statt. Zu diesem Zeitpunkt lässt sich die Rinde der Unterlage gut lösen, denn sie steht – aufgrund ihrer hohen physiologischen Aktivität – voll im Saft.


So geht’s:

  1. Vorbereitung der Edelreiser: Blätter und Stacheln werden von den geschnittenen Trieben der zu veredelnden Sorten entfernt.

Wildrosen-Unterlagen für die Veredlung auf dem Rosenfeld. Diese  wurden im Frühjahr angepflanzt. Im Sommer des gleichen Jahres werden auf diesen die ‚Edelsorten‘ veredelt.

2. Vor dem Veredeln wird der Wurzelhals der Unterlage freigelegt und ggf. mit einem Lappen gesäubert.

3. Vom Reis der zu veredelnden Rosensorte wird mit dem  Okuliermesser ein in der Blattachsel liegendes Auge abgetrennt.
Das Auge wird mit einem länglichen Rindenstück und einem flachen Holzspan abgetrennt.
Der Holzspan wird von der Rinde gelöst (links) und man erhält das zu veredelnde Auge (rechts).

4. Am Wurzelhals der Unterlage wird ein sogenannter T-Schnitt vorgenommen. Mit dem Okuliermesser wird vorsichtig die Rinde gelöst und das vom Edelreis geschnittene Auge in die so entstandene Öffnung eingefügt.

Das Rosenauge befindet sich nun am Wurzelhals der Unterlage.


5. Die Veredelungsstelle wird mit einem Okulier-Schnellverschluss verbunden. Im Frühjahr des darauf folgenden Jahres zeigt sich der Austrieb des veredelten Auges aus dem Wurzelhals der Unterlage. Die Triebe der Wildrosen-Unterlage werden dann entfernt (abgeworfen). Nun können sich die Triebe der veredelten Rose entwickeln.

Austrieb der veredelten Rosen ca. 12 Monate nach der Veredelung. Diese Pflanzen sind Ende Oktober reif für die Ernte.